Berlin, die einzige Stadt Deutschlands, die gleich zwei Bundesliga Vereine in ihren Reihen hat. Zwei Vereine die unterschiedlicher kaum sein könnten. Die Bundesliga-Saison 2021/22 ist nun Geschichte, doch für ein Team aus Berlin geht der Nervenkitzel in die Verlängerung. Die Eisernen können feiern und die Herthaner müssen weiter zittern und bangen.
Unions Philosophie perfekt aufgegangen
Die Eisernen Unioner aus Köpenick haben sich ihren Spitznamen wahrlich verdient. Sie haben ihre bisher erfolgreichste Saison der Vereinsgeschichte gespielt und den Einzug in die Europa League geschafft. Das hört sich nach einem wunderbaren Traum für alle rot-weißen Berliner an. Jedoch ist dies die hart erarbeitete Realität, welche durch namhafte Abgänge in der Saison erschwert wurde.
Nachdem Leistungsträger und Spielmacher Max Kruse in der Winterpause Berlin in Richtung Wolfsburg verließ, ging es erstmal bergab. Die Mannschaft um Trainer Urs Fischer musste erstmal wieder einen neuen Rhythmus und die Startelf finden. Nach Anfangsschwierigkeiten zu Beginn der Rückrunde, hat sich die Mannschaft gefangen und wieder starke Ergebnisse geliefert.
Unions Philosophie ist perfekt aufgegangen: Durch Kontinuität in der Vereinsführung, kluge Transfers, harte Arbeit, Disziplin und Teamwork haben sie Deutschlands höchste Spielklasse trotz limitierter Finanzieller aufgemischt. Union, ein wahres Team, ergänzt sich optimal aus Technikern und Kämpfern, Routiniers und unbekannten Newcomern, die am Ende von Trainer Urs Fischer zu einem perfekten Ensemble zusammengestellt wurden. Der Kaderwert des Clubs hat sich seit Aufstieg in die Bundesliga fast verdreifacht. Obwohl am Ende jeder Saison Union dasselbe blüht, ein kompletter Ausverkauf der Leistungsträger, wirtschaftet der Verein gut und reinvestiert bedacht und gediegen.
Durch den Einzug in den europäischen Wettbewerb werden Unions Kassen weiter gefüllt und der Verein wird eine attraktive Anlaufstelle für gestandene, begehrte Profis.
Die Fans der Eisernen können sich auf die Zukunft des Clubs freuen und die Mannschaft nun auch international anfeuern. Dass sich diese Fans nun Berlins Nummer eins nennen dürfen, kann keiner mehr bestreiten.
Spannung und Drama bei Hertha BSC
Ganz anders als für die Unioner, verlief die Saison für Hertha BSC. Bei den blau-weißen hieß es Spannung und Drama bis zur letzten Sekunde der Saison. Der Erfolg Unions im Vergleich mit Hertha’s desaströsen Saison muss sich wie ein Faustschlag ins Gesicht anfühlen. Vor allem wenn man die Finanziellen Möglichkeiten betrachtet. Hertha, die das größte Investment der Bundesliga Historie bekommen hat, zeigte wie man sich möglichst schlecht verkauft und alle Vorschusslorbeeren verpulvert. Neben der effizienz Union’s, wirken die Herthaner wie ein Amateurverein.
Die ursprüngliche Annahme, man würde durch das 374 Millionen Investment die Bundesliga, gar Europa aufmischen, ging wahrlich nach hinten los. Die ungenügende Transferpolitik, Misswirtschaft und schlechten Entscheidungen in Personal- und Vertragsfragen der letzten Jahre ist nicht mehr zu verstecken oder rückgängig zu machen. Noch dazu gab es auf keiner Position im Verein Kontinuität – weder auf dem Platz noch auf der Trainerbank.
Der bestbezahlteste Manager der Liga, Fredi Bobic, war mit der Kader-Neustrukturierung nicht so erfolgreich wie erhofft. Obendrein flachte die Trainerfrage über die ganze Saison nicht ab. Dass er zuletzt ein gutes Händchen mit Felix Magath hatte, schien anfangs so. Nachdem sich Hertha ein angenehmes Polster auf die Abstiegsplätze durch die Punktgewinne gegen direkte Konkurrenten Augsburg und Stuttgart erspielte, kam zum Schluss alles anders.
Hertha schaffte es nicht drei Matchbälle zu verwandeln und gewann keines der letzten drei Saisonspiele. Es kam wie es kommen musste: Dortmund drehte am letzten Spieltag in der 85. Minute das Spiel und Stuttgart gewann Zuhause durch ein Kopfballtor des Kapitäns Endo gegen den 1.FC Köln, machte somit den Klassenerhalt klar und schickte gleichzeitig die Berliner in die Relegation. Dort warten nun die dynamischen Hamburger, der Ex-Verein von Trainer Felix Magath. Am Dienstag geht es für die Herthaner nochmal in ein Kurztrainingslager um alle Kräfte zu bündeln und beide Entscheidungsspiele in der Relegation bestmöglichst vorbereitet zu bestreiten.
Die Dramatik bei Hertha BSC fällt nicht ab.